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Eine starke LGBT+Community für Bern

Einen Tag vor dem internationalen Tag gegen Homophobie und Transphobie (IDAHOT) und im 46. Vereinsjahr stimmten die Mitglieder der HAB neuen Vereinsstrukturen und überarbeiteten Statuten zu und wählten einen neuen Vorstand.

Auch fast ein halbes Jahrhundert nach der Gründung ist das wichtigste Vereinsziel noch nicht erreicht: Noch immer sind lesbische, schwule, bi und trans Menschen nicht gleichberechtigt. Ueli Zimmermann von der HAB-Beratung bestätigt, dass Diskriminierung, Stigmatisierung, Vorurteile, Zurückweisung und gesellschaftliche Normen direkten Einfluss auf die Gesundheit von Menschen haben, die sich jenseits der cis Heteronorm einordnen: «Studien zeigen immer wieder auf, dass Menschen, die ihre sexuelle Orientierung oder ihre Geschlechtsidentität verbergen, weniger leistungsfähig sind. Zudem denken sie eher daran, sich selbst zu töten».

Deshalb ist es für HAB-Präsident Christoph Janser wichtig, jeweils am 17. Mai – am internationalen Tag gegen Homophobie und Transphobie – für LGBT+Menschen Respekt einzufordern: «Das Datum wurde zur Erinnerung an den 17. Mai 1990 gewählt, weil an diesem Tag die Weltgesundheitsorganisation Homosexualität aus dem Diagnoseschlüssel für Krankheiten gestrichen hat». Noch immer auf der Liste der psychischen Störungen aufgeführt ist «Transsexualität». Dadurch sind, wie Präsident Janser unterstreicht, trans Menschen noch immer entwürdigenden, komplizierten Prozeduren und Fremdbegutachtungen ausgesetzt, um beispielsweise ihren Personenstand ändern zu können.

So setzt sich der Vorstand der HAB für die Umsetzung der soeben im Berner Stadtrat eingereichten Motion ein, die verlangt, dass jeweils am 17. Mai die Stadt Bern mit Regenbogenfahnen geschmückt wird. Hans Peter Hardmeier von der AG Politik rechnet vor: «In der Schweiz leben über acht Millionen Einwohner. Fünf bis zehn Prozent davon lieben gleichgeschlechtlich oder sind bisexuell – somit sind dies immerhin bis zu 800’000 Menschen. Im Vergleich dazu: In der Landwirtschaft arbeiten landesweit etwa 150‘000 Menschen». (Gemäss einer Medienmitteilung des Bundesamtes für Statistik vom 11. Mai 2017.)

Obwohl es bei vielen Forderungen – etwa der Öffnung der Zivilehe – an der nationalen Politik liegt, ist für Vorstandsmitglied Daniel Frey klar, dass auch eine regionale Gruppe politisch sichtbar sein sollte: «Dank guten Kontakten der HAB zu den Politiker*innen im Berner Stadtrat konnten wir erreichen, dass nun die Stadt Bern wenigstens die Hälfte des Beitrags in Aussicht stellt, den vorher der Kanton Bern an unsere Beratung geleistet hat». Bis 2016 zahlte der Kanton Bern jährlich 20’000 Franken an die Finanzierung des von den HAB angestellten Psychologen. Im Rahmen des Sozialabbaus im Grossen Rat wurden diese Gelder auf null gestrichen.

Die drei Säulen der HAB: Treffpunkte, Beratung, Politik

Unter der Leitung des HAB-Psychologen Roland Sanwald unterstützen die rund 20 Berater*innen jährlich etwa 300 Beratungssuchende jeden Alters persönlich, in Gesprächsgruppen, am Telefon oder per Mail. Die Beratung der HAB ist Teil der LGBT+Helpline. Diese vernetzt die regionalen Beratungstelefone zu einem nationalen Angebot. Zudem gehören die HAB zusammen mit der Aids-Hilfe Bern und dem Inselspital zum Checkpoint Bern. Wie Psychologe Sanwald erläutert, ist für Schwule dieses Netzwerk von Fachstellen, Ärzten und Psychologen eine wichtige Anlaufstelle: «Hier finden Schwule und Männer, die Sex mit Männern haben, das passende Angebot zu Fragen rund um ihre Gesundheit».

Eine starke Community

Zu den Säulen der Tätigkeit der HAB gehören nebst der Beratung und der politischen Arbeit auch das Anbieten von Treffpunkten. So bieten beispielsweise die 3gang-Abende in der Villa Stucki die Möglichkeit, bei einem gemeinsamen Essen mit Gleichgesinnten zu plaudern und sich auszutauschen. «Für viele schwule, lesbische, bi und trans Menschen ist gerade der geschützte Rahmen sehr wichtig», wie der für die HAB-Treffpunkte verantwortliche Kurt Hofmann erläutert.

Petra Brombacher ist innerhalb des HAB-Vorstandes für die Koordination von Projekten zuständig. Für sie ist klar, dass die HAB für alle Menschen jenseits der cis Heteronorm offen sein sollte: «Gerade auch für trans Menschen sind regionale Treffpunkte für den Austausch untereinander sehr wichtig, aber auch der Einfluss auf politische Entscheide». Dabei ist es für Petra Brombacher wichtig, dass sich die HAB auch weiterhin mit anderen Organisationen und Gruppen abspricht: «Gemeinsam sind wir stärker!». Und HAB-Präsident Christoph Janser bringt es auf den Punkt: «Solange die vollständige Gleichstellung von LGBT+Menschen noch nicht erreicht ist, braucht Bern eine starke und solidarische Community».

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