Du bist schwul und so um die 60?

Wir müssen ler­nen uns als Schwule zu akzep­tieren, her­aus­find­en welche Bedürfnisse wir als Schwule haben. Was sind die besten Möglichkeit­en zusam­men­zuleben? Wollen wir die het­ero­sex­uelle Ehe nachah­men mit all ihrer «Scheisse» oder wollen wir ständig auf der Suche nach dem Glück durch Saunas wan­dern?

Rosa von Praun­heim, 1979

Die ein­gangs zitierte Frage stellte Rosa von Praun­heim 1979 im Buch «Armee der Lieben­den oder Auf­s­tand der Per­versen». Ich war damals 18. Heute bin ich 58. Ich bin «out» in der Fam­i­lie und am Arbeit­splatz. Lebe in ein­er langjähri­gen Beziehung. Und als 50+ habe ich auch schon zu spüren bekom­men, dass ich doch eigentlich alt bin und die Welt der Jugend gehört. Kurz vor 60 ste­he ich vor einem neuen Lebens­ab­schnitt. Wie möchte ich diesen (er)leben – ger­ade als Schwuler?

Ist das Haupt­prob­lem, wenn men­sch alt und schwul ist, die Ein­samkeit? Oder der Jugend­wahn inner­halb der schwulen Gemein­schaft? Füh­le ich mich bei­seit­egestossen und nicht mehr beachtet? Woher kommt diese Angst? Sind Äng­ste dem schwulen Mann qua­si ange­boren, da die Sozial­isierung als Schwuler immer irgend­wie mit Äng­sten zu tun hat­te und hat?

Von Schwulen im Alter von 60plusminus wird erwartet, mit bei­den Füssen mit­ten in dieser Gesellschaft zu ste­hen. Entsprechend sind Beratungsange­bote auch vor­wiegend für junge Queers aufge­baut. Warum über­lege ich — je nach Sit­u­a­tion — noch immer, ob ich mich nun out­en oder «neu­tral» ver­hal­ten soll? Warum durch­lebe ich auch im Alter von 60plusminus noch immer fast täglich ein neues Com­ing-out?

Vor 40 Jahren schrieb Rosa von Praun­heim: «Der wichtig­ste Schritt in der Schwu­len­be­we­gung ist der Kampf gegen Selb­stun­ter­drück­ung». Haben wir diesen Kampf gewon­nen? Oder kämpfen wir diesen Kampf noch immer?

Stellst du dir diese Fra­gen auch? Willst du diese Fra­gen auch nicht im stillen Käm­mer­lein für dich allein beant­worten müssen, son­dern zusam­men mit anderen Schwulen?

Wir wollen mit dir darüber reden! Wir laden deshalb am Mittwoch, 18. Sep­tem­ber um 19 Uhr zu ein­er Kick-off-Ver­anstal­tung in die Vil­la Stuc­ki ein. Was daraus entste­ht, ist noch bewusst offen und soll an diesem Abend disku­tiert wer­den. Dabei sollen sich selb­stver­ständlich alle Män­ner, die ihre sex­uelle Ori­en­tierung als «schwul» beze­ich­nen, ange­sprochen fühlen.

Kick-off «schwul 60plusminus»:
Mittwoch, 18. Sep­tem­ber 2019, 19.00 Uhr
Vil­la Stuc­ki, Sefti­gen­strasse 11, Bern (Raum Pinie, 1. OG)

Bist du dabei? Es ist keine Anmel­dung erforder­lich — und Fra­gen beant­wortet gerne per Mail Daniel Frey.