Knatsch im Vorstand des Vereins «Zurich Pride Festival»

Im Dezem­ber hat der Vor­stand des Vere­ins «Zurich Pride Fes­ti­val» zur ausseror­dentlichen Gen­er­alver­samm­lung, ter­miniert auf den 19. Jan­u­ar, ein­ge­laden. Heute wurde den Mit­gliedern des Vere­ins im «Sinne der Trans­parenz» ein Brief nachgere­icht – und jet­zt wird auch der Grund der Ver­samm­lung klar …

Die Zusam­me­nar­beit mit Denis Klä­figer und dem restlichen Vor­stand habe sich «nicht wie gewün­scht entwick­elt». Grund dafür seien «unter­schiedliche Auf­fas­sun­gen zur Tea­mar­beit, Entschei­dungs­find­ung und Beschlussfas­sung im Vor­stand». Deshalb will sich Prä­sid­i­um und Vor­stand nach nur ger­ade drei­monatiger Zusam­me­nar­beit von ihrem im Okto­ber von der Gen­er­alver­samm­lung gewählten Chef ‘Poli­tik’ tren­nen. Doch dieser lehnt einen Rück­tritt kat­e­gorisch ab!

Bere­its im Vor­feld der Wahlen in den Vor­stand zeigte sich Denis Klä­figer in ein­er Medi­en­mit­teilung kämpferisch: Der Präsi­dent der BDP Luzern betonte, dass die Pride in Zürich «eine wichtige poli­tis­che Auf­gabe habe». Alle Parteien und Politiker*innen müssten für die Öff­nung der Ehe jet­zt «Farbe beken­nen» und nur die Mitstreiter*innen der Com­mu­ni­ty soll­ten «eine Bühne» erhal­ten. Auch das Mot­to für die Pride 2018 war für Klä­figer schon klar: «NOW OR NEVER».

Dass Denis Klä­figer garantiert kein «lauwarmer» Poli­tik­er ist, bewies er im let­zten Okto­ber: Die Tat­sache, dass die FDP gegen die Erweiterung der Ras­sis­mus-Strafnorm war, reizte ihn. Auf Twit­ter beze­ich­nete er die FDP als «rück­ständi­ger Sauhaufen». Später löschte er reuig den Tweet und entschuldigte sich.

Bist du ein Hitzkopf Denis Kläfiger?

Wenn es um die Rechte von LGBT gehe, sei er sich­er ein Hitzkopf, bestätigt Denis Klä­figer unsere Anfrage: «Ich habe an der let­zten Gen­er­alver­samm­lung der Pride gesagt, dass ich für eine poli­tis­che Pride kämpfen werde. Mit diesem Auf­trag wurde ich gewählt.» Deshalb schlage er «auch mal auf den Tisch», wenn er sehe, dass inner­halb der Zürcher Pride «Poli­tik ver­wässert» wer­den.

Klä­figer betont, dass der erwäh­nte «Sauhaufen-Tweet» doch zeige, dass er sich auch entschuldigen könne. Der dama­lige Tweet habe aber nichts mit der ver­wor­re­nen Sit­u­a­tion im Vor­stand der Pride zu tun, son­dern damit, «dass ich Ver­wässerun­gen des Mot­tos oder Gedanken­spiele zum Zweck­ent­frem­den vom Poli­tik­bud­get für das Fes­ti­val nicht akzep­tiere».

Was meint David Reich­lin, der Vizepräsi­dent des Vere­ins «Zurich Pride Fes­ti­val», zu den Vor­wür­fen, dass die Poli­tik vom Vor­stand bewusst «ver­wässert» werde? Seine Antwort ist knapp und klar: «Das stimmt nicht – das an der GV dem Ressort Poli­tik zuge­sproch­ene Geld wird für poli­tis­che Aktiv­itäten ver­wen­det».

Wer ist als Nachfolger «geplant»?

Im ein­gangs erwäh­n­ten Brief an die Mit­glieder des Vere­ins «Zurich Pride Fes­ti­val» wer­den zur Wahl in den Vor­stand Chris­t­ian Rohrer und Kevin Burke vorgeschla­gen. Ob es sich um konkrete Nach­fol­ger von Denis Klä­figer oder weit­ere Vor­standsmit­glieder han­delt, wird aus dem Brief nicht sofort klar. Via Face­book hat der Vor­stand der Zurich Pride in der Zwis­chen­zeit die Aus­sage aber präzisiert: «Wir schla­gen die Bei­den zur Wahl in den Vor­stand für das Ressort ‘Mar­ket­ing & Spon­sor­ing’ vor — und nicht für das Ressort ‘Poli­tik’».

Update: Stellungnahme des Vereins «Zurich Pride Festival»

In ein­er heute Abend veröf­fentlicht­en Medi­en­mit­teilung nimmt der Vere­in «Zurich Pride Fes­ti­val» zu den Vor­wür­fen Stel­lung und hält u.a. fest:

  • Der Vor­stand disku­tierte über eine zweite, kleinere Bühne, die wir der Com­mu­ni­ty für kul­turelle, poli­tis­che und indi­vidu­elle Nutzung zur Ver­fü­gung stellen möcht­en als Reak­tion auf entsprechende Anliegen. Die Real­isierung hängt von derzeit noch unbestätigten Spon­sorenein­nah­men ab. Zu keinem Zeit­punkt waren Gelder vom Poli­tik­bud­get dafür vorge­se­hen.
  • Der Vor­wurf, dass Poli­tik keine oder nur eine unter­ge­ord­nete Rolle bei der Zurich Pride spiele, lassen wir nicht gel­ten. … Wir sind der Ansicht, dass es eine Wech­sel­wirkung gibt zwis­chen einem wun­der­baren, viel­seit­i­gen Fes­ti­val und den poli­tis­chen Forderun­gen. Je mehr Leute wir mit einem attrak­tiv­en Fes­ti­val anziehen kön­nen, umso
    vielfältiger sind die Möglichkeit­en der Begeg­nun­gen an der Demo und am Fes­ti­val, und umso schlagkräftiger ist unsere Sicht­barkeit. Wir set­zen uns alle mit den möglichen Kräften für eine poli­tis­che, bunte und unvergessliche Zurich Pride ein.

>Die Medi­en­mit­teilung des Vere­ins «Zurich Pride Fes­ti­val» als PDF