Kulturtipp: Der Traum und das Fliegen

«Salon Mor­pheus» ist eine groteske Vari­eté-Schau, ein Feuer­w­erk von Sinnlichkeit und feinem Humor. Inspiri­ert von den Cabarets von einst, geschickt ins Heute über­tra­gen. Der sagenum­wobene Mor­pheus, Gott des Traumes, ent­führt das Pub­likum in einen Traum, aus dem man am lieb­sten nie wieder aufwachen würde.

Zwis­chen Genuss und Lethargie: Im aktuellen Pro­gramm wid­met sich «Salon Mor­pheus» dem Traum vom Fliegen in ein­er wun­der­lich-süff­isan­ten Mis­chung aus The­ater und Cabaret. Ein amüsant- obskur­er Flug durch die Nacht in dezen­ten Far­ben und düsterem Licht. Der Traum wird zur Irrfahrt in einem Labyrinth der Sinne. Es geschehen unmögliche Dinge, absurde Wen­dun­gen und das Unter­be­wusst­sein ergreift von einem Besitz.

Am Don­ner­stag, 12. Dezem­ber präsen­tiert die Truppe des «Salon Mor­pheus» ihren Traum in Bern im The­ater am Käfig­turm. Die Vari­eté-Schau startet um 20 Uhr. Und vorher und nach­her gibt es süf­fige Getränke an der Bar und ein Rah­men­pro­gramm mit Büch­sen­schiessen und Bauch­laden. Es ist eine gepflegte Erschei­n­ung erwün­scht.

Salon Mor­pheus: Der Traum und das Fliegen
Don­ner­stag, 12. Dezem­ber 2019, 20.00 Uhr
The­ater am Käfig­turm, Spi­tal­gasse 4, Bern

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Eine süffisante Irrfahrt

Der wage­mutige Lucid Allan find­et einen ver­wun­sch­enen Bal­lon. Er hebt ab und vor ihm liegt eine Reise ins Ungewisse – denn das Luft­ge­fährt lässt sich nicht steuern. Auf seinem Weg durch den Him­mel stösst er auf wun­der­same Wesen und lässt sich in ihren Bann ziehen; ein­er­seits sind da die entzück­ende Mona Gamie mit ihrem lieblichen Gesang und die mys­ter­iöse Minouche von Marabou mit ihrem betören­den Tanz. Ander­er­seits trifft er auf den vor­laut­en Daniel Mal­heur, einen beg­nade­ten Geschicht­en­erzäh­ler. Musikalisch begleit­et wird die Reise von ein­er traumhaften Harfe, gespielt von Anna Berwanger.

Doch die Reise von Lucid Allan ist keine Spazier­fahrt. Die Nacht ist schwarz, die Luft dünn und stets dro­ht der tödliche Absturz. Lucid Allan, gepackt vom Über­mut, will hoch hin­aus ohne Rück­sicht auf den finalen Salto Mor­tale.

Mit­ten­drin im «Salon Mor­pheus» die Zürcher Drag Queen Mona Gamie. Ihr Charme, Schalk und Nos­tal­gie ist in der queeren Com­mu­ni­ty längst kein Geheimtipp mehr. Mit­tler­weile ent­führt die zur Trav­es­tiedi­va gereifte Dis­seuse auch in ver­gan­gene Wel­ten und zieht das Pub­likum mit­tels nos­tal­gis­chen Chan­sons in ihren Bann. Ein Erken­nungsze­ichen sind die Inter­pre­ta­tio­nen von inter­na­tionalem Pop­kul­turgut in ihrer poet­is­chen Mut­ter­sprache: «uf Schwiz­erdütsch».

In früheren Jahrhunderten

Einst, zur Zeit der Dekadenz, im Fin de Siè­cle, waren die Vari­etés nicht wegzu­denken aus den rauschen­den Metropolen dieser Welt. Paris, Berlin, Lon­don, New York – keine, die nicht auch ein Cabaret beherbergt hätte. Zu deren Vorstel­lun­gen erschienen die Gäste in Abendgarder­obe, freuten sich auf ein prick­el­nd-sinnlich­es Aben­teuer und vergnügten sich im Habi­tat der Demi- Monde. Und auf der Bühne: eine infer­nale Truppe von Tänz­erin­nen und Sängern, von Akro­batin­nen und Kün­stlern, die verza­uberten und unter­hiel­ten. Die Shows waren eine Melange aus Cabaret und Cir­cus in aufwändi­gen Insze­nierun­gen. Ein Hauch des Obskuren lag in der Luft. Fest ste­ht: ein Abend im Vari­eté war unvergesslich.

Früh­estens mit Beginn des ersten Weltkriegs, spätestens mit dem Nieder­gang der Weimar­er Repub­lik in die Bar­barei ver­schwan­den die Vari­etés der Welt. Doch ganz liess sich deren Magie nie aus­löschen. Wiederum aus den Welt­städten kom­men neue Impulse, entste­hen neue Häuser und Trup­pen, die sich dem Vari­eté ver­schrieben haben. Und «Salon Mor­pheus» ist eine davon.