Mahnwache für Leelah Alcorn

Der Suizid von Leela Alcorn zeigt, unter welchem Druck junge Trans­men­schen während ihren Com­ing-outs ste­hen. Die hohe Suizidrate von jugendlichen Trans­men­schen ist ein Zeichen für fehlende Akzep­tanz und Unter­stüzung.

Am 28. Dezem­ber 2014 hat sich die 17jährige Lee­lah Alcorn aus Ohio/USA vor einen Last­wa­gen gewor­fen. Lee­lah wurde in einem Kör­p­er mit männlichen Geschlechtsmerk­malen geboren. Ihre Tran­si­d­en­tität wurde von den Eltern jedoch nicht akzep­tiert, statt dessen wurde sie in eine „Umerziehungs­ther­a­pie“ geschickt und von der Aussen­welt isoliert. In ihrem Abschieds­brief, den sie auf Tum­blr veröf­fentlicht hat, bit­tet sie darum, dass ihr Tod die Men­schen auf die vie­len Suizide von Trans­men­schen aufmerk­sam machen soll.

„Ger­ade junge Transper­so­n­en ste­hen unter einem riesi­gen Druck“, sagt Hen­ry Hohmann, Präsi­dent von Trans­gen­der Net­work Switzer­land (TGNS). „Oft­mals wer­den sie in ihrer Geschlecht­si­den­tität von ihrer Fam­i­lien und ihrem Umfeld nicht ernst genom­men. Damit steigt das Risiko für selb­stver­let­zen­des Ver­hal­ten, Depres­sio­nen oder gar Suizide und Suizid­ver­suche stark an.“ Eine aktuelle Studie aus Gross­bri­tan­nien zeigt auf, dass 48 Prozent aller jun­gen Trans­men­schen unter 26 Jahren einen Suizid­ver­such unter­nom­men haben. Der all­ge­meine Durch­schnitt liegt bei 6 Prozent. Für die Schweiz wur­den bis­lang keine der­ar­ti­gen Zahlen erfasst.

Die Sicht­barkeit und Akzep­tanz von Trans­men­schen hat sich in den let­zten Jahren verbessert. Doch Diskri­m­inierung, Zurück­weisung und Gewalt in Fam­i­lie und Gesellschaft sind auch hierzu­lande ein gross­es Prob­lem. So wer­den jugendliche Transper­so­n­en häu­fig in der Schule und in der Aus­bil­dung gemobbt. Für die beson­ders kri­tis­che Phase des Com­ing-outs fehlt vielfach pro­fes­sionelle Unter­stützung. Es gibt fast keine spezial­isierten Beratungsstellen und Fach­per­so­n­en für trans Kinder und Jugendliche, wie sie TGNS mit den Fach­stellen in Zürich und Lau­sanne in kleinem Rah­men anbi­etet. Hier beste­ht gross­er Hand­lungs­be­darf, um tragis­che Schick­sale wie Lee­lahs Suizid kün­ftig zu ver­hin­dern.

Am Sam­stag, 3. Jan­u­ar 2015, wird in Bern eine Mah­nwache für Lee­lah abge­hal­ten. Tre­ff­punkt ist um 17 Uhr der Bal­dachin am Bahn­hof Bern. Weit­ere Infor­ma­tio­nen: https://www.facebook.com/events/329353410599166/.

Trans­gen­der Net­work Switzer­land (TGNS) ist die schweiz­er Organ­i­sa­tion von und für Trans­men­schen. Der 2010 gegrün­dete Vere­in mit Sitz in Zürich hat zurzeit 150 Mit­glieder. Im Bere­ich Beratung und Selb­sthil­fe bietet er neben ein­er Rechts­ber­atung auch eine pro­fes­sionelle (Erst-)Beratung für Transper­so­n­en und für alle, die Fra­gen rund um das The­ma haben. TGNS bietet Grup­pen für Ange­hörige, für Jugendliche und für Trans­men­schen in der Romandie an. In der Schweiz gibt es, je nach Def­i­n­i­tion, zwis­chen eini­gen tausend bis ca. 40’000 Transper­so­n­en.

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