Ausgrenzung innerhalb der LGBT-Community
19. Januar 2015

Mahnwache für Leelah Alcorn

Der Suizid von Leela Alcorn zeigt, unter welchem Druck junge Transmenschen während ihren Coming-outs stehen. Die hohe Suizidrate von jugendlichen Transmenschen ist ein Zeichen für fehlende Akzeptanz und Unterstüzung.

Am 28. Dezember 2014 hat sich die 17jährige Leelah Alcorn aus Ohio/USA vor einen Lastwagen geworfen. Leelah wurde in einem Körper mit männlichen Geschlechtsmerkmalen geboren. Ihre Transidentität wurde von den Eltern jedoch nicht akzeptiert, statt dessen wurde sie in eine „Umerziehungstherapie“ geschickt und von der Aussenwelt isoliert. In ihrem Abschiedsbrief, den sie auf Tumblr veröffentlicht hat, bittet sie darum, dass ihr Tod die Menschen auf die vielen Suizide von Transmenschen aufmerksam machen soll.

„Gerade junge Transpersonen stehen unter einem riesigen Druck“, sagt Henry Hohmann, Präsident von Transgender Network Switzerland (TGNS). „Oftmals werden sie in ihrer Geschlechtsidentität von ihrer Familien und ihrem Umfeld nicht ernst genommen. Damit steigt das Risiko für selbstverletzendes Verhalten, Depressionen oder gar Suizide und Suizidversuche stark an.“ Eine aktuelle Studie aus Grossbritannien zeigt auf, dass 48 Prozent aller jungen Transmenschen unter 26 Jahren einen Suizidversuch unternommen haben. Der allgemeine Durchschnitt liegt bei 6 Prozent. Für die Schweiz wurden bislang keine derartigen Zahlen erfasst.

Die Sichtbarkeit und Akzeptanz von Transmenschen hat sich in den letzten Jahren verbessert. Doch Diskriminierung, Zurückweisung und Gewalt in Familie und Gesellschaft sind auch hierzulande ein grosses Problem. So werden jugendliche Transpersonen häufig in der Schule und in der Ausbildung gemobbt. Für die besonders kritische Phase des Coming-outs fehlt vielfach professionelle Unterstützung. Es gibt fast keine spezialisierten Beratungsstellen und Fachpersonen für trans Kinder und Jugendliche, wie sie TGNS mit den Fachstellen in Zürich und Lausanne in kleinem Rahmen anbietet. Hier besteht grosser Handlungsbedarf, um tragische Schicksale wie Leelahs Suizid künftig zu verhindern.

Am Samstag, 3. Januar 2015, wird in Bern eine Mahnwache für Leelah abgehalten. Treffpunkt ist um 17 Uhr der Baldachin am Bahnhof Bern. Weitere Informationen: https://www.facebook.com/events/329353410599166/.

Transgender Network Switzerland (TGNS) ist die schweizer Organisation von und für Transmenschen. Der 2010 gegründete Verein mit Sitz in Zürich hat zurzeit 150 Mitglieder. Im Bereich Beratung und Selbsthilfe bietet er neben einer Rechtsberatung auch eine professionelle (Erst-)Beratung für Transpersonen und für alle, die Fragen rund um das Thema haben. TGNS bietet Gruppen für Angehörige, für Jugendliche und für Transmenschen in der Romandie an. In der Schweiz gibt es, je nach Definition, zwischen einigen tausend bis ca. 40’000 Transpersonen.

>transgender-network.ch

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