Petra Brombacher wurde im Mai 2018 an der Mitgliederversammlung in den Vorstand der HAB gewählt. Sie ist Stellvertreterin unseres Präsidenten und zuständig für Projekte.
Petra, im Vorstand sitzen sieben cis Schwule, eine cis Lesbe und eine trans Frau – eben du! Fühlst du dich als Quote?
Ja, ich kokettiere manchmal mit der Aussage, dass ich die «Quoten-Transe» bin. Inmitten der netten schwulen Männer bin ich natürlich speziell und habe manchmal das Gefühl durch mein Äusseres eine Aussenseiterin zu sein. Da ich gerade 90 Tage im Vorstand der HAB bin, muss noch viele neue Informationen verarbeiten. Mein Ziel ist es konstruktiv aktiv mitzuwirken und die trans Menschen würdig vertreten.
Erzähl doch etwas über deine Transition, deinem Fall der Weg von Mann zu Frau:
Der Wunsch eine Frau zu sein, hatte ich in meiner Jugend. Meine strengen Eltern haben mich in ein Schema gesteckt, indem ihr «Sohn» einen Beruf erlernen, Karriere machen und eine Familie gründen soll, nach aussen die perfekte Familie.
Wann hast du dich entschieden, endlich Petra zu sein?
Am 18. Juni 2016 war mein erster Tag als Petra in Bern. Zu Beginn
war ich nur an ausgewählten Orten als Petra zu sehen. Die übrige Zeit
war ich der Bruder von Petra also der Peter. Das Switchen zwischen den
beiden Seiten hat mich immer mehr Energie gekostet. Mit dem Start der
Hormonbehandlung im November 2017 gab es kein zurück mehr. Ich habe mich
überall geoutet und die offizielle Namensänderung gemacht.
Heute kann ich sagen, dass ich meine schönste Lebensphase erreicht habe. Ich bin unabhängig, habe eine gute Gesundheit und kann mein Leben so gestalten wie ich es wünsche. Allerdings ist die Transition ist für mich noch nicht abgeschlossen. Wenn ich mich für oder gegen eine körperliche Anpassung (GA OP) entschieden habe ist für mich die Transition am Ziel angekommen.
Was zählt ist der Mensch!
Petra Brombacher
Du möchtest mit deiner Arbeit im HAB-Vorstand eine Brücke zwischen trans Menschen und homosexuellen Menschen schlagen. Wie erlebst du unsere Buchstaben-Community?
Ja, das ist eines meiner Ziele. Es spielt doch keine Rolle, wie eine Person sich kleidet, welche sexuelle Ausrichtung sie hat. Was zählt ist der Mensch. Wir alle mit diesen Buchstaben werden doch als Minderheit wahrgenommen. Also müssen alle aufeinander zugehen ohne Vorurteile und sich gegenseitig respektieren und akzeptieren.
Hast du dich schon vor der Transition in der LGBT+Community bewegt?
Nein, mein erster Kontakt fand mit viel Angst am 18. Juni 2016 im Café Bistro «Blue Cat» statt. Ab diesem ersten scheuen Ausgang war ich regelmässig in der Community – beispielsweise regelmässig am 3-gang-Abend in der Villa Stucki.
«Versteckte Feindlichkeiten berühren mich mehr als offene Ablehnung».
Erlebst du Feindlichkeit gegen dich? Und wie reagierst du darauf?
Ich unterscheide zwischen offener und versteckter Transphobie. Die offene Transphobie erlebe ich dann, wenn mich Personen mit denen ich früher noch viel Kontakte hatte, mich ablehnen und den Kontakt zu mir abbrechen. Die versteckte Transphobie ist perfider. Vordergründig sind diese Personen immer korrekt und freundlich. Doch ich merke sofort, wie sie über mich denken. Das ist mir übrigens auch schon bei schwulen Männern aufgefallen. Dabei hoffe ich, dass es nicht eine Ablehnung ist, sondern eine Unsicherheit mir gegenüber. Versteckte Feindlichkeiten berühren mich mehr als offene Ablehnung. Körperliche Angriffe hab ich bis heute zum Glück nie erlebt.