Jahresthema 2016: #queerePolitik

Der HAB-Vor­stand hat sich den Auf­trag aus der Mit­gliederver­samm­lung zu Herzen genom­men und will die Mit­glieder ver­mehrt zu poli­tis­chen The­men informieren. Zusam­men mit GAYRADIO haben wir deshalb als Jahres­the­ma 2016 “queere Poli­tik” gewählt.

Die Geschichte unser­er “Bewe­gung” ist fest mit der Poli­tik ver­bun­den. Sog­ar die “berühmte” Hochzeit zwis­chen Bart Storm und Stephan Diggel­mann 1995 in der Bern­er Nydeg­gkirche wurde als Akt “schwuler Poli­tik” ver­standen. Und Pfar­rer Klaus Bäum­lin, der die Bei­den mit einem grossen medi­alen Getöse traute, wollte mit ein­er der kirch­lichen Trau­ung ähn­lichen Zer­e­monie Zeichen der Wiedergut­machung set­zten.

Ist es nicht auf­fäl­lig, dass wir uns immer mit irgendwelchen Kom­pro­mis­sen zufriedengeben müssen? Pfar­rer Bäum­lin traute Bart und Stephan mit ein­er “ähn­lichen” Zer­e­monie wie Het­eros. Und unsere Part­ner­schaften kön­nen wir bloss “eheähn­lich” ein­tra­gen lassen.

Wir haben anfangs Jahr den Kampf um die CVP-Ini­tia­tive gewon­nen – die Ehe wird in der Bun­desver­fas­sung NICHT als eine Verbindung zwis­chen Mann und Frau definiert. Aber unsere Baustellen auf dem Weg zu gle­ichen Recht­en sind noch immer offen. So etwa:

  • die Öff­nung der Ehe
  • die Vol­ladop­tion
  • ein Ver­bot der Diskri­m­inierung auf­grund der sex­uellen Ori­en­tierung und Geschlecht­si­den­tiät
  • die Erweiterung der Asylge­set­zge­bung auf­grund der sex­uellen Ori­en­tierung und/oder Geschlecht­si­den­tität als Flucht­grund

Poli­tisieren heisst: ein­mis­chen, disku­tieren, fordern, laut fordern – pack­en wir es an!

Politik ade? Medien ahoi!

Mit­glieder­reak­tio­nen im Okto­ber 2015 haben die HAB bestärkt, 2016 “Poli­tik” als Jahres­the­ma zu wählen. Es war nötig – eine Abstim­mungen stand an: Die CVP wollte mit ihrer Ini­tia­tive die Ehede­f­i­n­i­tion “Mann und Frau” in die Ver­fas­sung schmuggeln. Ein knappes Ergeb­nis bewahrte uns davor – lei­der nicht (nur) den Ls, Gs und Ts zuliebe – son­dern auch aus finanziellen Gründen.

Der bit­tere Abstim­mungskampfkelch zur Stiefkin­dadop­tion für einge­tra­gene Part­ner­schaften ging an uns vor­bei. Dem Ref­er­en­dum­skomi­tee gelang es nicht, die nöti­gen Unter­schriften zu sam­meln. Wann die Revi­sion in Kraft treten wird, ist noch offen.

Im Kan­ton Bern hat die Poli­tik mit ihrem Rasen­mäher-Sparpro­gramm indi­rekt zur Stre­ichung der finanziellen Unterstützung des HAB-Beratungsange­bots geführt. Der vom Kan­ton ver­langte admin­is­tra­tive Aufwand und der effek­tive Nutzen des Ange­bots stünden in keinem Ver­hält­nis. Alle kön­nten sich ja an die beste­hen­den öffentlichen Ange­bote wen­den – als ob die auf LGBTI-Men­schen vor­bere­it­et wären. Hier wartet noch poli­tis­che Arbeit auf die HAB.

Die bei­den Podi­en mit Politiker*innen zeigten, dass es in allen poli­tis­chen Parteien LG(B)T‑Mitglieder gibt. Das erste Podi­um zeigte, was sie im LGBT-Bere­ich bewirken kön­nen oder welche Überzeu­gungsar­beit sie noch leis­ten müssen und wie enorm viel andere Arbeit sie zu bewälti­gen haben. Im zweit­en Podi­um, am Tag des Artikels im “Bund” zur Kantonsunterstützung, fan­den sich Kandidat*innen für die Stad­tratswahlen ein. Die Diskus­sion brachte keine Lösung für das Prob­lem der HAB oder hat den Beitritt der Stadt zum Rain­bow Cities Net­work nicht direkt bee­in­flusst, aber alle kon­nten ihr Engage­ment – zumin­d­est – für die LGBT-Men­schen­rechte dar­legen. Was “wir” in der Stadt Bern selb­st mehr gewichtet haben – “bloss” LGBT- oder umfassende Men­schen­rechte – wis­sen wir jet­zt schon.

Wie weit das let­zte Podi­um “Hil­fe, wir ver­spiessern!” zur Poli­tik gehört, muss jede*r für sich selb­st beant­worten. Für mich ist es eine poli­tis­che Hal­tung. Ade Poli­tik! gilt also nicht – sie ist für die HAB und ihre Mit­glieder eine Dauer­auf­gabe. Daher wollen wir in den HAB eine Polit­gruppe zu gründen.

Diese Polit-Erfahrun­gen führen aber zu einem naht­losen Über­gang zum Jahres­the­ma 2017 “Medi­en” – davon sind wir überzeugt.

Max Krieg
aus der HABin­fo vom Dezem­ber 2016