IDAHOBIT 2020: Sichtbar bleiben

Jew­eils am 17. Mai ist «Inter­na­tion­al Day Against Homo­pho­bia, Bipho­bia, Inter­pho­bia and Trans­pho­bia» – oder eben kurz IDAHOBIT. Und dieser Tag ist ger­ade in Zeit­en der Ein­schränkun­gen wichtig. Bleiben wir sicht­bar! Denn wer unsicht­bar bleibt, existiert nicht!


Am 17. Mai 1990, noch drei Jahre bevor ich über­haupt geboren wurde, hat die WHO Homo­sex­u­al­ität aus ihrem Diag­noseschlüs­sel gestrichen. Trotz­dem bin ich so sozial­isiert wor­den, dass ich das Gefühl hat­te, dass Homo­sex­u­al­ität etwas Schlecht­es sei.

Mein inneres Com­ing-out dauerte über ein Jahr und fiel mir sehr schw­er. Und auch mein äusseres Com­ing-out war schw­er, wurde dann aber zum Glück durch wun­der­bare Freund*innen erle­ichtert.

Heute habe ich das Priv­i­leg in ein­er Stadt zu leben, in der ich ohne Angst offen zu mein­er Homo­sex­u­al­ität ste­hen kann. Lei­der ist dies bis heute für viele Men­schen noch nicht möglich.

Die Abstim­mung zum Diskri­m­inierungss­chutz war ein Erfolg, die Debat­ten haben aber gezeigt, dass wir uns poli­tisch, aber auch gesellschaftlich noch einiges erkämpfen müssen!

Ich danke all den Men­schen, welche dafür gekämpft haben, dass ich heute meine Homo­sex­u­al­ität frei und sich­er ausleben kann. Und ich wün­sche mir, dass dies eines Tages kein spezielles Priv­i­leg mehr, son­dern für alle queeren Men­schen eine Selb­stver­ständlichkeit ist.

Tabea Rai


Ich habe mich mit Mitte 20 ganz bewusst dazu entsch­ieden, offen les­bisch zu leben. Ange­fan­gen als Blog­gerin auf einem les­bis­chen Blog, heute als Poli­tik­erin, Vorge­set­zte und Pri­vat­per­son mit Regen­bo­gen­flagge am heimis­chen Balkon.

Für mich jed­er Tag ein Tag gegen Homo- und Trans­pho­bie. Denn Pho­bi­en, Äng­ste, wer­den von Unbekan­ntem oder Bedrohlichem aus­gelöst. Ich will mit mein­er Offen­heit meinen Teil dazu beitra­gen, dass gle­ichgeschlechtliche Liebe nichts Unbekan­ntes oder Bedrohlich­es ist. Liebe ist etwas Wun­der­volles.

Ich habe das Glück, ein fabel­haftes Umfeld mein Eigen zu nen­nen, für das meine les­bis­che Liebe genau­so wun­der­voll ist, wie es eine het­ero­sex­uelle Liebe wäre. Der IDAHOBIT ist für mich der Tag, beson­ders dankbar dafür zu sein. Und es ist für mich ein wichtiger Tag um als Com­mu­ni­ty gemein­sam und gebün­delt aufzutreten, um all denen, die nicht offen leben kön­nen zu zeigen: Du bist nicht alleine. Da gibt es eine Gemein­schaft, die für einan­der da ist. Und selb­stver­ständlich ist es auch der Tag, um in aller bun­ten Deut­lichkeit daran zu erin­nern, dass es nicht tolerier­bar ist, Men­schen auf Grund ihrer sex­uellen Ori­en­tierung abzulehnen.

Bar­bara Stuc­ki


In meinem schon etwas län­geren Leben kam es oft vor, dass ich mich fragte: Darf ich das? Soll ich als gle­ichgeschlechtlich lieben­der Mann als solch­er öffentlich, nach aussen sicht­bar hin­ste­hen? Ich habe es jew­eils getan — nicht immer ohne Kon­se­quen­zen. 

Aber es hat sich gelohnt und soll sich auch für alle lohnen.

Sicht­bar sein, sicht­bar bleiben, ist das A und O, schön «ver­steckt nor­mal» leben kann über kurz oder lang zurück in den Schrank führen.

Deshalb ist der Tag gegen LGBTI-Hass (geschürt von der Pho­bie) so wichtig.

Max Krieg


Ich muss geste­hen: Es war nicht an einem IDAHOBIT als ich mich dazu entsch­ied zu meinen Gefühlen zu ste­hen. Nein, es war online. Auf «Pur­ple­moon» und «Plan­etRomeo». Und indem ich queere Men­schen in echt getrof­fen habe und die mir meine Fra­gen beant­worten kon­nten. Und es war meine Mut­ter, die mir mein Com­ing-out und mein Leben erle­ichtert hat.

Ich bin ein Einzelkind und in der Zeit meines Com­ing-out war es meine Mut­ter, die immer für mich da war. Ich hat­te eine Scheis­sangst mich gegenüber der Per­son zu out­en, die mir nichts als Liebe schenk­te und der ich nun vielle­icht das Herz brechen würde. Aber ich wusste auch, dass ich diesen ersten Schritt tun musste, um glück­lich zu sein.

Nach meinem Com­ing-out schenk­te mir meine Mut­ter etwas, was sich wohl alle Kinder wün­schen: Akzep­tanz und Unter­stützung. Sie engagierte sich für die Elter­nor­gan­i­sa­tion FELS und marschierte an Prides mit. Und sie nahm an IDA­HO­BITs teil. Sie informierte Eltern und Inter­essierte, dass wir existieren und sie gab Kindern und Jugendlichen Mut, zu sich zu ste­hen.

Ich weiss nicht, wie es mir heute gehen, wo ich mich im Leben befind­en würde, wenn meine Mut­ter mich nicht akzep­tiert hätte. Aber ich weiss, dass ich mich trotz­dem geoutet hätte — denn der Weg zu einem selb­st­bes­timmten und glück­lichen Leben begin­nt immer bei dir! Du machst den ersten Schritt allein, auf dem restlichen Weg darf­st du auf die Hil­fe von Freund*innen und Fam­i­lie zählen.

Fabio Huwyler


Ich bin priv­i­legiert. Ich lebe in einem Land, in welchem ich nicht immer Angst vor Gewalt und Unter­drück­ung haben muss. Die Diskri­m­inierung in der Schweiz ist sub­til­er. Das ist allerd­ings auch scheisse und bringt ganz andere Her­aus­forderun­gen mit sich. Sicht­bar bin ich, damit andere, die sich ver­steck­en müssen, sich vielle­icht etwas weniger allein fühlen.

Lovis Noah Cas­saris, gen­der­flu­id


Ich wurde im Aar­gau auf einem abgele­ge­nen Bauern­hof geboren. Eigentlich wusste ich im Kinder­garten, dass ich etwas anders bin. Doch einord­nen kon­nte ich das nicht. Da wir arm waren, musste ich die Klei­der ander­er Kinder nach­tra­gen — teil­weise auch Mäd­chen­klei­der. Und eigentlich hat­ten sich meine Eltern immer ein Mäd­chen gewün­scht, doch ich wurde als Knabe geboren.

Mit etwa 15 wurde mir immer bewusster, dass ich Män­ner liebe. Meine Gross­mut­ter hat das wohl auch bemerkt und sagte mir: «Mach ja nicht, dass du so wie ‹Herr Sowieso› wirst — dem wur­den in der psy­chi­a­trischen Klinik Königfelden die Sex­u­al­triebe aus­geschal­tet und ruhig gestellt». Und für mich war dies auch ein Grund, dass ich mich nicht out­en kon­nte. Ich fühlte mich krank. Und in unser­er Freikirche wollte man mir sog­ar den Satan aus­treiben.

In Bern gab es damals in der Buch­hand­lung Stauf­fach­er eine schwule und les­bis­che Bücherecke, wo ich mich mit Lit­er­atur ein­deck­te und so zu mir fand. Doch ich bekam Dro­hbriefe und böse Anrufe. Es war die Hölle!

Meine ersten Erfahrun­gen machte ich in Zürich auf ein­er Bahn­hof­sklappe. In Clubs war ich scheu und ver­steck­te mich. Richtig geoutet habe ich mich dann erst etwa mit 32.

Kurt Hof­mann


Es ist eine beson­dere Zeit. Für viele Men­schen in unser­er Com­mu­ni­ty ist die Sit­u­a­tion der eingeschränk­ten sozialen Inter­ak­tio­nen belas­tend, sie fan­gen an sich und ihrem Leben zu zweifeln und die Com­mu­ni­ty kann ihnen nur geringe Hil­fe anbi­eten. Umso wichtiger ist es, dass wir jet­zt und in Zukun­ft näher zusam­men­ste­hen (sinnbildlich gesprochen), wir müssen uns gegen­seit­ig helfen, die Sor­gen unser­er Mit­men­schen, in und ausser­halb der Com­mu­ni­ty, wahrnehmen und ihnen Hil­fe anbi­eten so gut wir kön­nen.

Aber auch in ein­er von einem Virus dominierten Zeit ruht die Arbeit von uns Aktivist*innen nicht. Wir bekom­men die Notwendigkeit auf Diskri­m­inierung oder Hass zu reagieren ja auch jet­zt dauernd um die Ohren geschla­gen, siehe Ungarn, siehe Polen, siehe Brasilien, siehe USA. Und genau deshalb ist auch der IDAHOBIT 2020 ein sehr wichtiger, auch ohne öffentliche Ver­samm­lun­gen.

Rück­blick­end hat sich in den let­zten Jahren viel getan in unser­er Com­mu­ni­ty, aber auch im Leben von uns allen, wir haben uns weit­er­en­twick­elt. Unsere Com­mu­ni­ty hat den «Schrank» zwar längst ver­lassen, aber die Türe ste­ht immer noch offen, damit wir uns schnellst möglich wieder verkriechen kön­nten.

Einen enorm wichti­gen Erfolg, den wir kür­zlich gefeiert haben, wollen wir aber den­noch speziell erwäh­nen: Die Erweiterung der Ras­sis­mus-Strafnorm wurde vom Volk deut­lich angenom­men und schützt ab Juni Homo­sex­uelle und Les­ben auch als Grup­pen vor Diskri­m­inierung. Schön — aber lei­der auch nicht voll­ständig, denn die Geschlecht­si­den­tität bleibt nach wie vor ungeschützt.

Wenn wir nach vorne blick­en ste­ht einiges an Arbeit an, auch hier in der Schweiz. Ja, man wird das poli­tisch langsam ange­hen müssen, die Par­la­mente haben andere Pri­or­itäten, aber das heisst nicht Still­stand! Selb­stver­ständlich geht die Lob­b­yarbeit weit­er. Zwar fehlt der zwis­chen­men­schliche Kon­takt, den wir übri­gens für sehr wichtig hal­ten, aber Still­stand wäre Rückschritt, und das kön­nen wir uns ganz ein­fach nicht erlauben.

Bauen wir als Com­mu­ni­ty also gemein­sam weit­er an ein­er besseren Zukun­ft. Irgend­wie sehen wir uns als Pio­niere für zukün­ftige Gen­er­a­tio­nen, und das macht uns bei­de auch ein wenig stolz …

Mia Wil­len­er und Urs Vanes­sa Sager


Ich bin im St. Galler Rhein­tal aufgewach­sen und da war das The­ma Homo­sex­u­al­ität nie präsent. Ich hat­te auch eine län­gere Beziehung mit ein­er Frau. Dies war für mich damals die nor­male Verbindung zweier Men­schen: Mann und Frau. Beziehung­stech­nisch «wohl» habe ich mich aber nicht gefühlt.

Erst als ich dann aus berufs­be­d­ingten Grün­den nach Win­terthur gezo­gen bin, merk­te ich, dass es auch noch andere Beziehungs­for­men gibt. Ein Schlüs­sel­mo­ment war, als meine Fre­undin auf einem Stadtspazier­gang sagte, dass dieser ent­ge­genk­om­mende Mann sehr schön ange­zo­gen sei. Ich kon­nte diese Frage nur beja­hen. Da wurde mir klar, dass ich mich zu Män­nern hinge­zo­gen fühlte. Die Beziehung zu mein­er Fre­undin ging dann auch kurz daraufhin in die Brüche. 

Anschliessend habe ich mich bei meinen Eltern und meinen Geschwis­tern geoutete — und für sie alle war es über­haupt kein Prob­lem. Sei­ther lebe ich «out». Es ist viel ein­fach­er, zu sein­er Lebens­form zu ste­hen – und diese nicht zu ver­steck­en. Es befre­it unge­mein.

Christoph Janser


Manch­mal habe ich das Gefühl, dass ich mir in jun­gen Jahren selb­st eine so starke Kon­ver­sion­s­ther­a­pie ver­passt habe, dass ich gar nicht mehr fähig bin, mich wirk­lich auf Män­ner einzu­lassen. Schon als junger Mann hat­te ich mich geweigert, meine Gefüh­le anzunehmen. Ich ver­langte zwar nach dem Erleben mit einem Mann, aber gle­ichzeit­ig ver­bot ich mir selb­st solche Gedanken. Nein, ich denke, dass ich mich sog­ar damit bestraft habe, indem ich mich immer wieder auf Frauen ein­ge­lassen habe. Schlussendlich war ich ja ein richtiger Meis­ter im Ver­drän­gen mein­er schwulen Gefüh­le, merk­te aber nicht, dass ich auch alle anderen Gefüh­le damit boykot­tierte und immer mehr ver­drängte.

Natür­lich gab es immer wieder Momente, wo ich mich gegen meine Selb­stkasteiung wehrte, aber dieses Auf­begehren war meist nur von kurz­er Dauer. Danach knebelte ich mich umso mehr, damit diese Gedanken aus meinem Kopf ver­schwan­den. Allerd­ings ist dann schon die Zeit gekom­men, in der das Ver­drän­gen nicht mehr funk­tion­iert hat. Das war ja dann auch die Zeit, in der ich qua­si ein Dop­pelleben geführt hat­te. Aber auch in dieser doch recht lan­gen Zeit, wollte nie so richtig Freude aufkom­men beim Sex, mehr ges­tand ich mir ja nicht zu. Nun, er war halt ein­fach belan­g­los und diente einzig der Lust­be­friedi­gung. Damals schon hat­te ich danach immer ein schales Gefühl. Aber ich lebte ein­fach damit, weil ich mir auch da nicht vorstellen kon­nte, mich zu out­en und endlich meinen wirk­lichen Gefühlen Raum zu geben. Obwohl ich immer ein schlecht­es Gewis­sen hat­te, weil ich meine dama­lige Frau mit Män­nern bet­rog, sah ich für mich keine Möglichkeit mit einem Out­ing leben zu kön­nen. Erst als ich pen­sion­iert war, kam der Moment, wo ich es nicht mehr aushielt in meinem Dop­pelleben und schlussendlich den Weg des Out­ings doch noch machte.

Heute ist mir klar, dass ich diesen Schritt schon viel früher hätte machen müssen, um mich wirk­lich zu befreien. Irgend­wie habe ich auch heute noch Mühe mich in der Öffentlichkeit ein­fach so zu geben, wie ich nun mal bin. Auch das eine Kon­se­quenz mein­er selb­st aufer­legten Kon­ver­sion­s­ther­a­pie. Natür­lich habe ich immer darauf geachtet, dass ich ja nicht in irgend ein­er Weise sig­nal­isiere, dass ich schwul sein kön­nte. Alles musste het­ero­nor­ma­tiv sein, die Klei­der, die Haare aber auch die Gebär­den und die Art wie ich mich bewegte. Als ich noch jung war, gab es schon mal Bemerkun­gen, die darauf hin­deuteten, dass ich eventuell schwul sein kön­nte, also habe ich alles ver­mieden, was in irgend ein­er Weise darauf hin­deuten hätte kön­nen.

Aus all diesen Grün­den komme ich heute ein­fach zum Schluss, dass es für mich und mein See­len­heil bess­er ist, dem Sex mit anderen Män­nern ganz zu entsagen. Es sei denn, irgend ein Mann da draussen schafft es noch, meinen mir selb­st aufer­legten Kon­ver­sion­spanz­er zu knack­en. Aber dafür bin ich, denke ich ein­fach doch schon zu alt. Es ist bess­er für mich, wenn ich ver­suche mit mir selb­st endlich Frieden zu schliessen und ein­fach akzep­tiere, dass ich mein Leben selb­st dahin gelenkt habe, wo ich heute ste­he.

Es ist sich­er nicht meine alleinige Schuld. Als Kind war ich immer ein Aussen­seit­er. Nach­dem ich mich von zu Hause los­ge­sagt hat­te, wollte ich ein­fach dazuge­hören, und da hat­te in der dama­li­gen Zeit schwul zu sein ein­fach keinen Platz. Allerd­ings muss ich heute fest­stellen, dass ich trotz­dem immer ein Einzel­gänger blieb. Ich hat­te nie einen besten Fre­und oder eine beste Fre­undin, es blieb immer bei Bekan­ntschaften mehr war da nie.

Erst heute habe ich endlich eine beste Fre­undin und auch wenige gute Fre­unde. Aber irgend­wie fühlt sich das für mich immer noch komisch an, Men­schen an mein­er Seite zu haben, denen ich nicht gle­ichgültig bin.

Hans Peter Hard­meier


Am 17. Mai 1990 — vor 30 Jahren — nahm die Welt­ge­sund­heit­sor­gan­i­sa­tion Homo­sex­u­al­ität von der ICD, der Inter­na­tionalen sta­tis­tis­chen Klas­si­fika­tion der Krankheit­en und ver­wandter Gesund­heit­sprob­leme.

Im sel­ben Jahr war ich zwölf Jahre alt, und ich hat­te zum ersten Mal fest­gestellt, dass mit mir etwas nicht stimmte. Es war mein kon­ser­v­a­tives Eltern­haus, das es mir verun­möglichte mit jeman­dem darüber zu sprechen. Mit Beginn der Pubertät fühlte ich mich häu­fig unwohl. Ich ver­ab­scheute die Haare, die mir über­all wuch­sen, die Verän­derun­gen meines Kör­pers ertrug ich nur schw­er. Lange kon­nte ich nicht sagen, was mir tat­säch­lich fehlte. Heute weiss ich, dass es daran lag, dass ich eine Frau bin, die mit Teilen der biol­o­gis­chen Ausstat­tung eines Mannes aus­ges­tat­tet zur Welt kam, während andere Teile meines Kör­pers ein­deutig weib­lich waren. Ein Umstand, der mir heute wiederum zugutekommt. Doch ich kon­nte Jahrzehnte lang nicht darüber sprechen.

Mein offizielles Com­ing-out war erst am 10. Jan­u­ar 2020, als ich meinem Vorge­set­zten ins Gesicht sagte: «Ich bin eine Frau». Sei­ther habe ich in meinem Leben grosse Verän­derun­gen angestossen. Ich habe mich entsch­ieden, sicht­bar zu sein, und möchte mit mein­er Arbeit, meinem Blog, meinen Fil­men, den Live-Shows und öffentlichen Auftrit­ten dabei mithelfen trans Men­schen als das zu etablieren, was wir sind: Ganz nor­male Men­schen.

Es sollte etwas ganz Nor­males sein, seine Iden­tität als trans Frau, oder trans Mann, oder nicht-binär öffentlich zu machen. Und weil wir davon noch ein gutes Stück ent­fer­nt sind, möchte ich als Vor­bild wirken und mithelfen dieses Ziel zu erre­ichen. Ich werde mit kräftiger und zugle­ich char­man­ter Stimme für die Belange der trans Com­mu­ni­ty und der LGB­TIQ-Gemein­schaft sprechen und für uns alle ein­ste­hen.

Lasst uns gemein­sam den IDAHOBIT 2020 feiern. Wir sind in den let­zten 30 Jahren ein gutes Stück zur völ­li­gen Akzep­tanz und Frei­heit vor­angekom­men. Aber es ist immer noch ein langer Weg, der vor uns liegt. 

Stephe­nie Vee Sieg­mann


Bere­its 1987 infizierte ich mich mit HIV und habe die Anfänge der HIV-Epi­demie der 90er Jahre miter­lebt. 1991 starb auch mein ehe­ma­liger Part­ner an Aids und auch viele Fre­unde. Der Ver­lust all dieser lieben Men­schen hin­ter­lässt grosse Nar­ben.

Doch auch habe ich in all diesen Jahren immer eine starke Homo­pho­bie miter­lebt und fühlte mich oft auch aus­ge­gren­zt als HIV-pos­i­tiv­er, ger­ade das Stig­ma und die grosse Intol­er­anz in unseren eige­nen Rei­hen beschäftigt mich sehr. Jed­er hat doch ein­mal das Gefühl von Aus­gren­zung und Diskri­m­inierung sel­ber erlebt, ist doch kein Grund anderen das­selbe anzu­tun. Der starke Led­erk­erl sollte den Schwächeren unter­stützen und schützen. Zeigen, was Akzep­tanz und Respekt bedeutet, und die gesamte queeren Com­mu­ni­ty stärken. Dann kön­nen wir geschlossen mit vere­in­ten Kräften nach vorne ste­hen und diese Tol­er­anz und Akzep­tanz auch glaub­würdig von allen Mit­men­schen erwarten.

Ich stelle mit gross­er Trauer fest, dass die Homo­pho­bie wieder zunimmt, weshalb ich alle motivieren möchte, stolz auf sich zu sein und für ihre Rechte zu kämpfen. Ausser­dem bitte ich unsere LGB­TIQ-Gemein­schaft aufrichtig, sich gegen­seit­ig zu respek­tieren.

Wern­er Ober­li


Ob schwul, les­bisch oder het­ero – alle müssen das Recht haben, frei über ihr Leben zu entschei­den. Deshalb set­zen wir für uns alle ein klares Zeichen für die Akzep­tanz der Vielfalt sex­ueller Ori­en­tierun­gen!

Unser Vere­ins­mot­to lautet, sehr tre­f­fend: «Miteinan­der — Füreinan­der — Gemein­sam stark!»

Jacque­line und Udo Ernst vom «Dys­tonie Tre­ff online e.V.», München


Es war im Juli 2000: Bewegt und mit feucht­en Augen guck­te ich mir die mit Regen­bo­gen­fah­nen geschmück­ten Fas­saden der schmuck­en Bern­er Alt­stadt an. Sei­ther träume ich davon, dass min­destens ein­mal im Jahr die Bern­er Alt­stadt in ein Meer von Regen­bo­gen­fah­nen getaucht wird. Denn: Fah­nen drück­en stolz aus und «out and proud» soll­ten wir sein! Und was doch jew­eils während der land­wirtschaftlich geprägten BEA funk­tion­iert, müsste doch auch für uns queere Men­schen klap­pen — denn in der Schweiz gibt es mehr queere Men­schen als Bäuer*innen …

Meinen Wun­sch möcht­en mir und uns Tabea Rai und Mohamed Abdi­rahim erfüllen. Vor zwei Jahren haben die Bei­den im Bern­er Stad­trat eine Motion ein­gere­icht, die ver­langt, dass die Stadt Bern jew­eils am 17. Mai mit Regen­bo­gen- und Trans­fah­nen beflag­gt wird. Der Gemein­der­at antwortete sechs Monate später knapp: «Der Gemein­der­at beantragt dem Stad­trat, die Motion abzulehnen». Im Stad­trat selb­st ist die Motion bish­er wed­er behan­delt wor­den, noch wurde das Geschäft trak­tandiert. Entsprechend ent­täuscht ist Stadträtin Rai: «Es wird wohl nichts mit der Beflag­gung – da das The­ma nicht ein­mal eine aus­führliche Antwort wert ist». Und was ist mit meinem Traum?

Daniel Frey