Spätes Coming-out unterm Weihnachtsbaum

Wei­h­nachts­feiertage kön­nen ganz schön anstren­gend sein. Beim Zusam­men­hock­en mit der Fam­i­lie sind Kon­flik­te oft vor­pro­gram­miert.

Das gilt ins­beson­dere für queere Jugendliche, die vorm Com­ing-out einen Teil von sich ver­steck­en und sich den ner­ven­den Fra­gen von Omas, Opas, Tan­ten und Onkeln aushal­ten müssen. In genau dieser Lage befind­et sich Noel. Seine Stim­mung ist an Heili­ga­bend auf dem Tief­punkt. Als sein Brud­er einen dum­men Spruch fall­en lässt, reicht es ihm. Wei­h­nacht­en ist für ihn gelaufen und er flüchtet sich in Erin­nerun­gen bis ihn die Real­ität ein­holt — aber ganz anders als erwartet …

Der Frust gehört zu Weihnachten dazu

Sich zu Wei­h­nacht­en oder bei Fam­i­lien­festen mit sein­er Iden­tität ver­steck­en zu müssen, ist etwas, was auch Léon ken­nt. Er Spielt die Rolle des Lukas. «Meine Grossel­tern wis­sen nicht, dass ich schwul bin. Ich erzäh­le dann jedes Mal, dass ich mich mit Mäd­chen date, es aber nicht klappt», sagt Léon mit einem Augen­zwinkern. Auch Max ken­nt ähn­liche Sit­u­a­tio­nen — allerd­ings von früher. Denn mit­tler­weile ist er in der ganzen Fam­i­lie geoutet. Die Reak­tio­nen waren gut. Und so scheute sich seine Oma auch nicht, im Film selb­st seine Film­gross­mut­ter zu spie­len. Den­noch war es nicht immer so ein­fach, erin­nert sich Max: «Wenn ich ver­liebt war, dann hat das meine Mum sofort gemerkt und gefragt, wie SIE denn aussieht usw. Es ging immer in den Fra­gen um ein Mäd­chen. Das hat mich kom­plett fer­tiggemacht.»

«Wir wollen da Hoffnung streuen, wo keine ist»

Max, Léon und alle anderen am Film­pro­jekt beteiligte Jugendlichen aus Köln und Umge­bung haben diese und weit­ere Erfahrun­gen in das Drehbuch von EIN JUNGE NAMENS NOEL ein­fliessen lassen. Das Pro­jekt wurde von der Lan­desar­beits­ge­mein­schaft für Kun­st und Medi­en NRW gefördert. Her­aus­gekom­men ist ein Film, der beim Anschauen ein Lächeln in die Gesichter zaubern soll: «Es war uns wichtig, der Tristesse von Wei­h­nacht­en, die viele queere Jugendliche erleben, ein pos­i­tives Zeichen ent­ge­genset­zen. Wir wollen da Hoff­nung streuen, wo keine ist», sagt Andreas, der unter anderem für Kam­era und Regie zuständig war. Und so gibt es im Film — das sei an dieser Stelle ver­rat­en — doch noch ein Com­ing-out. Für dieses sorgt der Aktivist Georg Roth, der in LSBT-Com­mu­ni­ty auch als Sis­ter George bekan­nt ist, und die Rolle des Wei­h­nachts­man­ns über­nom­men hat. Als dieser wirft er die Frage auf: Woher wis­sen wir eigentlich, welche sex­uelle Iden­tität der Wei­h­nachts­mann hat? Hat ihn schon ein­mal jemand mit sein­er Ehe­frau gese­hen?