Tausende Menschen demonstrierten heute in Israel: «Es gibt keine Demokratie ohne Gleichheit»

Regen­bo­gen­fah­nen dominierten heute die Städte Tel Aviv, Jerusalem und Haifa. Tausende Men­schen haben in Israel ihre Arbeit niedergelegt und marschierten durch die Strassen um gegen die Ungle­ich­be­hand­lung von LGBT+ zu demon­stri­eren. Am Abend ver­sam­melten sich dann rund 80’000 Men­schen zu ein­er Kundge­bung auf dem Rabin-Platz in Tel Aviv.

Aus­lös­er der Streiks und Proteste war eine Änderung des israelis­chen Leih­mut­ter­schafts­ge­set­zes. Bis­lang durften nur het­ero­sex­uelle Paare Leih­müt­ter engagieren, um ein Kind zu bekom­men. Nun wurde das Gesetz auf die Gruppe der alle­in­ste­hen­den Müt­ter erweit­ert – gle­ichgeschlechtliche Paare und alle­in­ste­hende Män­ner sind dage­gen weit­er­hin aus­geschlossen.

Irit Rosen­blum von der israelis­chen Organ­i­sa­tion «New Fam­i­ly» beze­ich­net gegenüber der Deutschen Presse-Agen­tur die Geset­zesän­derung als diskri­m­inierend: «Eine Gesellschaft, die zwis­chen Bürg­ern erster und zweit­er Klasse unter­schei­det, ist keine Demokratie». Sie sieht die heuti­gen Kundge­bun­gen sog­ar als eine «neue Welle sozialer Proteste». Die Geset­zesän­derung zur Leih­mut­ter­schaft sei «der let­zte Tropfen, der das Fass zum Über­laufen bringt».

Scharfe Kritik an der Regierung

Am Rande der Proteste kündigten mehrere Politiker*innen an, das The­ma Leih­mut­ter­schaft erneut auf die Tage­sor­d­nung zu set­zen. Allerd­ings sehen viele Politiker*innen der Oppo­si­tion als einzige Chance für eine Verbesserung der Lage von LGBT+ einen Regierungswech­sel. Min­is­ter­präsi­dent Ben­jamin Netan­jahu müsse weg, erk­lärte Ja’el Ger­man von der Oppo­si­tion­spartei Jesch Atid: «So lange er die Regierung anführt und solange er im Ein­fluss von Religiösen und Ortho­dox­en ist, solange wird sich nichts ändern».