#ToRussiaWithLove — oder: die Fussball-WM in den Startlöchern

Am näch­sten Son­ntag spielt die Schweiz an der Fuss­ball-WM in Ros­tow am Don gegen Brasilien. Als beson­der­er Willkom­mensgruss hat sich eine Bäck­erei eine beson­dere Über­raschung aus­gedacht.

Auf einem Schild in englis­ch­er Sprache teilt die Bäck­erei – rund fünf Gehminuten von der «Ros­tow-Are­na» ent­fer­nt – ihren Gästen unmissver­ständlich mit, dass «Schwuchteln» nicht erwün­scht sind.

Der Besitzer der Bäck­erei hat bere­its in seinen Fil­ialen in St. Peters­burg und Moskau Schilder in alt­slaw­is­ch­er Schrift und dem Text «Kein Zutritt für Schwuchteln» ange­bracht – mit dem Segen der rus­sis­chen Jus­tiz, die darin keinen Geset­zesver­stoss erken­nen kann.

Während der WM wer­den in Ros­tow am Don – mit etwas über ein­er Mil­lion Ein­wohn­er die zehnt­grösste Stadt Rus­s­lands – zusam­men mit der Polizei auch paramil­itärische Kosak­en für den Schutz der Fuss­ball­fans ver­ant­wortlich sein. Für Kosak­en haben der ortho­doxe Glaube und tra­di­tionelle Fam­i­lien­werte einen hohen Stel­len­wert. «Wenn zwei Män­ner sich küssen, sagen wir das der Polizei, um ihre Aufmerk­samkeit darauf zu lenken – und dann ist das ihre Sache», erk­lärte der Chef der Kosak­en. Die Fifa-Web­seite zur WM preist Ros­tow am Don der­weil als «Heimat der frei­heit­slieben­den Kosak­en».

Rus­sis­che WM-Funk­tionäre beeilen sich immer wieder zuzu­sich­ern, dass homo­sex­uelle Fuss­ball­fans, die etwa im Sta­dion eine Regen­bo­gen­flagge schwenken wür­den, keine Sor­gen vor einem Ein­schre­it­en der Polizei haben müssten – trotz dem rus­sis­chen Gesetz, das «Homo-Pro­pa­gan­da» ver­bi­etet. Entsprechende Zusagen gab es allerd­ings schon vor den Olymp­is­chen Win­ter­spie­len in Sotschi vor vier Jahren. Trotz­dem wur­den aus­ländis­che LGBT-Aktivist*innen wegen dem Zeigen von Regen­bo­gen­flaggen festgenom­men. Zudem wur­den auch Proteste rus­sis­ch­er LGBT-Aktivist*innen mit Polizeige­walt unter­drückt.

#ToRus­si­aW­ithLove vor der rus­sis­chen Vertre­tung in Bonn — und mit­ten­drin auch ein Bern­er Fuss­ball­fan.

Demos vor russischen Vertretungen in Deutschland

Am heuti­gen Son­ntag haben Aktivist*innen der Queer Foot­ball Fan­clubs, dem Net­zw­erk der LGBT+Fanclubs aus Deutsch­land, Hol­land und der Schweiz, vor den diplo­ma­tis­chen Vertre­tun­gen Rus­s­lands in Berlin, Bonn, Frank­furt, Leipzig und München unter dem Mot­to #ToRus­si­aW­ithLove demon­stri­ert. Unter­stützt wur­den sie dabei vom deutschen Les­ben- und Schwu­len­ver­band, der die deutsche Poli­tik und den Deutschen Fuss­bal­lver­band auf­forderte, «sich nicht nur mit der Welt­meis­ter­schaft zu schmück­en». Vielmehr sollte die Chance genutzt wer­den, auf die schwierige Men­schen­recht­slage in Rus­s­land und die Ver­fol­gung und Ermor­dung von homo­sex­uellen und trans Men­schen in Tschetsche­nien aufmerk­sam zu machen.