Von Flyern und Mandelbärli

Mit rund 700 rosaroten Fly­ern und ein­er grossen Regen­bo­gen­fahne in der Tasche machte ich mich gestern kurz nach neun auf den Weg in Rich­tung Bern­er Bären­platz. Ob wir wohl diese Fly­er heute alle verteilen kön­nen? Und über­haupt: Wer macht bei dieser von hab queer bern organ­isierten Stan­dak­tion über­haupt mit? Kom­men alle, die sich im Doo­dle einge­tra­gen haben?

Ziel der Stan­dak­tion war klar! Wir woll­ten an diesem Sam­stag vor idylis­ch­er Kulisse vor dem Bern­er Käfig­turm und blauem Him­mel und Son­nen­schein möglichst alle vor­beige­hen­den Men­schen für ein deut­lich­es JA bei der Abstim­mung vom 9. Feb­ru­ar überzeu­gen. Mit der Erweiterung der soge­nan­nten Ras­simus-Strafnorm wür­den öffentliche Has­saufrufe auf­grund der sex­uellen Ori­en­tierung straf­bar. Das bedeutet, Les­ben, Schwule und Bisex­uelle wür­den endlich vor Hass geschützt.

Pünk­tlich um zehn war unser Stand auf unser­er zugewiese­nen Fläche von zwei auf zwei Meter bere­it – mit der grossen Regen­bo­gen­fahne, den Fly­ern und vie­len Schog­gi­här­zli. Sechs Stun­den später hat­ten wir die 700 Fly­er verteilt und waren viele Erfahrun­gen reich­er.

Viele der ange­sproch­enen Men­schen sagten: «Habe schon abges­timmt – mit einem JA natür­lich!». Die Stimm­beteili­gung und auch der Ja-Anteil wird wohl sehr hoch sein. Hof­fentlich! Mehrere Per­so­n­en trat­en auch an den Tisch und fragten nach mehreren Fly­ern, die sie in ihrem Bekan­ntenkreis verteilen möcht­en.

Neb­st den weni­gen schiefen Blick­en hörte ich nur eine einzige neg­a­tive Aus­sage. Eine Frau in etwa meine Alter sagte mir, dass sie ja nichts gegen mich als Men­sch hätte, aber ausleben dürfe ich «es» nicht. Her­rlich: «Es» als Syn­onym für mein Schwul­sein!

Die toll­ste Begeg­nung war aber mit dieser Frau, die just in dem Moment zu uns trat, als wir den Stand abbaut­en. Sie über­re­ichte uns Man­del­bär­li als Dank für unsere wertvolle und tolle Arbeit. Schnell war sie wieder weg und wir kon­nten uns nicht mal richtig dafür bedanken.

Wun­der­bar für mich war aber auch die gespürte Sol­i­dar­ität «unter uns» – so im Alter von knapp 20 bis über 70. So bedanke ich mich her­zlichst bei Ana, Arnaud, Chris, David, Hans Peter, Leonie, Mar­cel, Max, Mir­jam, Stéphanie fürs Fly­er verteilen und bei und Regi­na für den Camp­ingtisch.

Daniel Frey, AG Poli­tik und Gesellschaft