Heute Abend hat in Bern in der Villa Stucki das erste Berner LGBT+Netzwerk-Apéro stattgefunden. Organisiert wurde der Anlass von der Arbeitsgruppe Politik und Gesellschaft der HAB. Teilgenommen haben Menschen aus der Politik, der Verwaltung, dem Bereich Gesundheit und den LGBT+Dachverbänden.

Nach der Begrüssung der Anwesenden durch den HAB-Präsident Christoph Janser erzählte Roland Sanwald von seinen Erfahrungen als HAB-Berater. Der Psychologe und Psychotherapeut zitierte u.a. aus einer Metaanalyse von 33 Studien zur psychischen Gesundheit von homo- und bisexuellen Männern und Frauen:
- Depression: Homo- und bisexuelle Frauen und Männer erkranken zwei- bis fünfmal häufiger an einer Depression als vergleichbare heterosexuelle Frauen und Männer.
- Angststörungen: Lesbische Frauen erkranken zweimal häufiger, bisexuelle sogar dreimal häufiger an einer Angststörung, als heterosexuelle Frauen. Einzelne Studien zeigten, dass 86 Prozent aller homosexuellen Menschen in ihrem Leben an einer Angststörung erkranken, im Vergleich zu zehn Prozent bei Heterosexuellen.
- Drogen: Homo- und bisexuelle Jugendliche konsumieren zwei- bis viermal häufiger illegale Drogen als hetero- sexuelle Jugendliche. Lesbische und bisexuelle Frauen zeigen doppelt so häufig problematisches Trinken von Alkohol als heterosexuelle Frauen.
- Suizidalität: Homo- und bisexuelle Männer und Frauen begehen zwei- bis sechsmal häufiger einen Suizidversuch als Heterosexuelle.
- Homo- und bisexuelle Frauen und Männer brauchen spezialisierte und fachlich kompetente Unterstützungsangebote!
Wichtig sei, wie Roland Sanwald weiter ausführte, dass der grösste Wirkfaktor in der Beratung die Beziehung zwischen Therapeut*in und Patient*in ist, also, wie sich der Beratungssuchende verstanden fühlt. Und ein solch vertieftes Verständnis und Nachvollziehen der Situation eines homosexuellen Menschen kann von einer spezialisierten Beratungsstelle wie der HAB mit schwulen und lesbischen Berater*innen perfekt aufgebracht werden.
Nutzung der HAB-Beratung
Die Angebote der HAB-Beratung werden jährlich von 300 bis 400 Personen genutzt – von Menschen aus dem Raum Bern, welchen ganz konkret in ihrem Leben zu mehr Lebenszufriedenheit und Gesundheit geholfen werden kann. Regelmässige Rückmeldungen der Beratungssuchenden zeigen, sagte Roland Sanwald nicht ohne Stolz, dass 75 Prozent mit der Beratung sehr zufrieden waren (5 auf einer Skala von 1 bis 5), 20 Prozent waren zufrieden (4 auf einer Skala von 1 bis 5).
Die Arbeitsgruppe Politik und Gesellschaft
Als Vertreter der Arbeitsgruppe Politik und Gesellschaft zitierte Hans Peter Hardmeier in seiner Ansprache aus der Buch-Trilogie «Gespräche mit Gott»: «Wir sind immer Teil davon, weil wir nie abgeteilt, nie abgetrennt sind». Wir sind, da ist Hardmeier überzeugt, «immer ein Teil von Gott». Doch sind wir, betont er weiter, noch «weit davon entfernt, ein Ganzes zu sein». Ein Grossteil der Menschen denke noch immer schwarz-weiss. Es ist aber wichtig, dass dieses Schwarz-Weiss-Denken durchbrochen wird, damit die gesellschaftliche und rechtliche Gleichstellung aller LGBT+Menschen endlich erreicht wird. Nur bei den Pflichten gleichgestellt zu sein, reiche eben nicht.
Beim anschliessenden Apéro auf dem Balkon der Villa Stucki diskutierten die Anwesenden über die Kernthemen Politik und Gesundheit und tauschten sich untereinander angeregt aus – und waren sich einig: das erste Berner LGBT+Netzwerk-Apéro war ein voller Erfolg …