Die Sache mit dem Schutzalter

Erste Lek­türe an diesem win­ter­lichen Son­ntag: Ein Newslet­ter von schwulengeschichte.ch über eine Aufk­lärungss­chrift für Jugendliche, der uns (wie­der­mal) aufzeigt, wie das bei der Grün­dung der HA-Grup­pen in der Schweiz mit dem Schutzal­ter war …

Die Grün­der — auch die der HAB 1972 — waren jung, zwis­chen 20 und 30. Jün­geren war eine aktive Mit­glied­schaft nicht möglich, denn das Schutzal­ter ver­wehrte es! Und das war so bis 1992: für Frauen 16, für Män­ner 20. Min­der­jährige waren aus­geschlossen und ausgegrenzt.

Nach den ersten Jahren des Auf­bruchs, also der zunehmenden Emanzi­pa­tion von Homo­sex­uellen, und erst recht mit ihrem Her­aus­treten in die Öffentlichkeit (ab 1978) wur­den «Min­der­jährige» als ungerecht behan­delt ange­se­hen. Schlim­mer noch, ihr per Gesetz verord­neter «Schutz vor sex­uellem Miss­brauch» war zum Hemm­nis für eine selb­st­be­wusste Entwick­lung gewor­den. Sich mit gle­ichal­tri­gen und gle­ich­füh­len­den «Min­der­jähri­gen» tre­f­fen und aussprechen zu kön­nen, war für sie entschei­dend wichtig.

Mit einem ersten Ange­bot für Jugendliche startete 1977 die Schweiz­erische Organ­i­sa­tion der Homophilen, kurz SOH.

1982 fand die SOH-Jugend­gruppe einen passenden Namen: Spot25. Diese Beze­ich­nung sagt aus, dass nur Jugendliche bis 25 Mit­glieder sein kon­nten. Lei­t­ende Per­so­n­en, für die sich kein Ersatz fand, blieben gele­gentlich weit­er an ihrem Posten, auch wenn sie die 25 über­schrit­ten hatten.

Mit eini­gen mehr oder weniger lan­gen Unter­brüchen beste­ht der Spot25 noch heute. Nach der Auflö­sung der SOH und der Grün­dung von Pink Cross 1994 wurde Spot25 Teil der HAZ — bis 2004 sich die Jugend­gruppe auflöste, weil die dama­li­gen Jun­gen dacht­en, es brauche keine solche Vere­ini­gung mehr.

Etliche Jahre später erwies sich diese Annahme als Irrtum. Der Spot25 wurde neu gegrün­det und existiert wieder als Arbeits­gruppe inner­halb der HAZ.

Prä­gend für Spot25 war Char­ly Büchi, Präsi­dent zwis­chen 1985 und 1991. An ein­er SOH-Vor­standssitzung bat er um finanzielle Unter­stützung für die Her­aus­gabe ein­er Broschüre zur Infor­ma­tion und Aufk­lärung über das Schwul­sein, gerichtet an Jugendliche. Am im Dezem­ber 1985 war es soweit: Mit einem Riesen­fest im Stu­den­ten­zen­trum ZABI wurde das Erscheinen der Spot25-Broschüre «Ich bin schw …» gefeiert.

An der Gen­er­alver­samm­lung der SOH vom 26. April 1986 berichtete Char­ly Büchi aus­führlich über das Entste­hen der für dama­lige Vorstel­lun­gen einzi­gar­ti­gen und auch gewagten Aufk­lärungs-Broschüre «Ich bin schw…». Sie war das Werk von 19- bis 26-jähri­gen, also teil­weise von Min­der­jähri­gen, und richtete sich auch an Junge ab 16, ohne das aus­drück­lich zu erwäh­nen. Das war erst­ma­lig und schlug auch entsprechend ein.

>Broschüre des Spot25

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