Podium «queer altern – queer wohnen»

Foto: Markus Din­hobl, Net­work

Nach ein­er Durst­strecke von gefühlten zwanzig Jahren ohne Anlässe und fröh­lichem Zusam­men­sein kon­nten wir unsere sozialen Bedürfnisse wieder ein­mal ausleben. Was gibt es Schöneres als ein Anlass für die gesamte Com­mu­ni­ty mit einem The­ma, das uns entwed­er bere­its bet­rifft oder sich­er noch ein­holen wird? Zum Glück gibt es Men­schen wie Daniel Frey von hab queer bern, der sich der Organ­i­sa­tion angenom­men und dieses Podi­um auf die Beine gestellt hat. An dieser Stelle nochmals ein gross­es Mer­ci für deine Arbeit Daniel!

Das Podi­um vom 12. Okto­ber 2021 im Raif­feisen Forum mit der The­matik «queer altern – queer wohnen» hat­te vier Gastredner*innen, die sich mit ihren Beiträ­gen dazu geäussert haben. Begonnen hat Bar­bara Bosshard vom Vere­in queer­Al­tern. Sie hat ihr Pro­jekt für eine Wohn­form im Alter für queere Men­schen vorgestellt. Der Vere­in hat zum Ziel, eine Wohn­möglichkeit für ältere, queere Men­schen zu schaf­fen. Der Bedarf an diesem Wohn­raum war rel­a­tiv rasch klar, die Lösung des Prob­lems hat aber einige Jahre in Anspruch genom­men. Schlussendlich kon­nte mit Hil­fe von Politiker*innen das Anliegen im Stad­trat platziert wer­den. Für die Pro­jek­tum­set­zung kon­nte die Über­bau­ung Espen­hof in Albis­rieden als zukün­ftiger Stan­dort für queeren
Wohn­raum gewon­nen wer­den. Der Espen­hof beste­ht bere­its, wird aber bis ins Jahr 2025 voll­ständig erneuert. Mit dem Abschluss des Umbaupro­jek­tes wird im Espen­hof ein eigen­ständi­ges Haus mit Wohn­raum für queere Men­schen entste­hen. Geplant sind ein­er­seits Wohn­grup­pen mit Pflege­be­treu­ung sowie Woh­nun­gen ohne regelmäs­sige Betreu­ung. Diese Mis­chform ermöglicht es den Bewohner*innen ein­er­seits selb­st­ständig zu wohnen, ander­er­seits bei Bedarf naht­los in eine betreute Wohn­form überzuge­hen, und das alles im sel­ben Gebäude. Die Men­schen in diesem Haus müssen also auch im Alter die gewohnte Umge­bung nicht ver­lassen, sie ziehen höch­stens ein Stock­w­erk tiefer in die Pflege­wohn­grup­pen um. Das Garten­z­im­mer ist ein Gemein­schaft­sraum für Anlässe und den aktiv­en Aus­tausch der Bewohner*innen des Haus­es. Der verbindende Gedanke dahin­ter ist eine «Car­ing Com­mu­ni­ty», die sich sel­ber hil­ft und Anteil am Leben Aller nimmt.

Als zweit­er Gas­tred­ner hat Hugo Zim­mer­mann von Net­work Bern das Care-Team von Net­work vorgestellt. Das Care-Team wird als kollek­tives Coach­ing-Team ver­standen, das die Mit­glieder in vielfälti­gen The­men unter­stützen kann. Sei es bei beru­flichen Fra­gen, psy­chol­o­gis­ch­er Unter­stützung in Form ein­er Kris­en­in­ter­ven­tion, in medi­zinis­chen oder seel­sorg­erischen Fra­gen und natür­lich bei rechtlichen oder finanziell rel­e­van­ten Fragestel­lun­gen. Die Betreu­ung der Fra­gen­den wird über ein
kollek­tives und mod­eriertes Coach­ing aus­ge­führt. Während zwei bis drei Stun­den wer­den mögliche Lösungsszenar­ien zusam­men mit den Hil­fe­suchen­den erar­beit­et und umge­set­zt. Die Mit­glieder vom Care-Team sind für alle Mit­glieder direkt erre­ich­bar, so kann rasch Hil­fe und Betreu­ung erfol­gen.

Die näch­ste Sup­port­gruppe wurde von Daniel Frey vorgestellt. hab queer bern führt die Gruppe «schwul60plusminus», die sich regelmäs­sig trifft und vor allem Hil­fe zur Selb­sthil­fe bietet. Die Tre­f­fen der Gruppe sind jew­eils auf der Web­seite von
hab queer bern ersichtlich, die Teil­nahme ste­ht allen offen, die den Aus­tausch schätzen oder Hil­fe benöti­gen.

Zu guter Let­zt stellte Anna Siegen­thaler, Mem­ber von Wyber­Net, ihre Funk­tion als Vertre­tung im Senior*innen-Rat der Stadt Bern (SeRa) vor. Der Senior*innen-Rat darf sich zu allen für diese Alters-Gruppe rel­e­van­ten The­men gegenüber der Stadt Bern äussern und Stel­lung beziehen, hat aber sel­ber kein Stimm­recht in den Stad­trats-Sitzun­gen. Der Rat ist vielfältig zusam­menge­set­zt, es wurde darauf geachtet, dass alle Quartiere der Stadt Bern vertreten sind, dass der Anteil von Frauen und Män­nern gle­ich­mäs­sig ist, und dass auch Min­der­heit­en wie Men­schen mit Migra­tionsh­in­ter­grund und Vertreter*innen von LGBTIQ eine Stimme im Rat erhal­ten. Die Teil­nehmenden wer­den in den SeRa mit ein­er Amts­dauer von vier Jahren gewählt, Bedin­gung dazu ist ein Alter von 60+ sowie Wohn­sitz in der Stadt Bern. Anna Siegen­thaler ist in der Arbeits­gruppe Sicher­heit und ver­tritt die Anliegen von älteren und queeren Men­schen. Sie ist für diese Wahlzeit die Ansprech­part­ner­in bei Anliegen unser­er Com­mu­ni­ty.

Nach der inten­siv­en Fragerunde kon­nten wir alle bei Wein, Bier und Apéro zusam­men anstossen und den Abend ausklin­gen lassen. Das Apéro wurde grosszügiger­weise von hab queer bern, Net­work Bern und Wyber­Net Bern offeriert. Die Häp­pchen waren leck­er und nach dem vie­len Hirn­fut­ter hat­ten wir alle auch grossen Hunger und Durst.

Übri­gens wer­den nicht nur wir als Men­schen alle älter, auch unsere Vere­ine dür­fen Geburt­stage feiern. Wyber­Net wurde soeben 20 Jahre alt, Net­work darf auf 25 Jahre Vere­ins­geschichte zurück­blick­en und hab queer bern feiert heuer den 50. Geburt­stag.

Moni­ka Hostet­tler
Wyber­Net, Region­al­gruppe Bern