Various Voices in München: «Wir singen um unser Leben»

Mit ein­er grossen Gala wurde heute Abend in München das 14. Europäis­che LGBT+Chorfestival Var­i­ous Voic­es eröffnet. Auftreten wer­den 93 Chöre mit ins­ge­samt 2700 Teil­nehmenden. Darunter sind auch zwei Chöre aus der Ukraine und aus der Türkei.

Der Chor «Qwer­ty Queer» aus der Ukraine.

Die Chor­lei­t­erin Olga Rubtso­va aus der Ukraine sagt :«Wir sin­gen um unser Leben». Die 32-Jährige hat in Odessa den ersten les­bis­chwulen Chor der Ukraine gegrün­det. Der Chor «Qwer­ty Queer» ist auf beson­dere Weise mit München ver­bun­den. Dank der Städtepart­ner­schaft München-Kiew und im Rah­men des Community-Projekt «Munich Kyiv Queer» fand schon bish­er ein reger Aus­tausch statt. Bei einem der gegen­seit­i­gen Besuche wurde die Idee zur Grün­dung des Vokal-Ensembles geboren. Zuvor gab es in der Ukraine über­wiegend poli­tis­chen Aktivis­mus. Der Chor – mit­tler­weile hat er schon vierzehn Mit­glieder – ermutigte in drei weit­eren ukrainis­chen Städten die Grün­dung les­bis­chwuler Chöre.

Jed­er Auftritt von «Qwer­ty Queer» rückt auch das Zer­rbild von Les­ben und Schwulen in der Öffentlichkeit zurecht und baut so Vorurteile ab. Denn in der Ukraine ist queeres Leben stig­ma­tisiert, Diskri­m­inierung und Gewalt sind an der Tage­sor­d­nung. Das Sin­gen im Chor gab den «Qwer­ty Queer»-Sänger*innen Selb­stver­trauen: Nach ein paar Monat­en des Miteinan­ders ist fast allen das Coming-out, zumin­d­est zuhause, gelun­gen.

Sieben Far­ben des Regen­bo­gens

Türkei im Juli 2016. Nach dem Putschver­such ver­ban­nt die Unter­drück­ungs­maschiner­ie Intellek­tuelle und Min­der­heit­en aus der Öffentlichkeit. Viele kom­men ins Gefäng­nis. Diejeni­gen, die für Weltof­fen­heit und Vielfalt ste­hen, tre­f­fen sich nur noch zuhause, rück­en näher zusam­men. In dieser Zeit grün­det sich im Frauen­zen­trum der türkischen Stadt Mersin ein queer­er Chor. Unter dem Dach der «Sieben Far­ben des Regen­bo­gens» («7 Renk Koro») sin­gen les­bis­che, schwule, bi, trans und het­ero Frauen gemein­sam und beken­nen auf diese Weise Farbe. Sie trauen sich sog­ar öffentlich NEIN zu Erdo­gan zu sagen. Bess­er gesagt, NEIN zu sin­gen. Wenn alles wie geplant klappt, wird es in München am Var­i­ous Voic­es für «7 Renk Koro» das erste Mal sein, dass sie ausser­halb ihres Heimat­landes sin­gen.

Dank speziellem Förder­pro­gramm kön­nen zum Chor­fes­ti­val in München ins­ge­samt 14 Chöre aus Ost- und Südeu­ropa anreisen. Das ehre­namtliche Vor­bere­itung­steam hat dazu Spenden- und Spon­soren­gelder gesam­melt.