Traurige Mahnwache in Bern in Gedenken an die Opfer von Orlando

Während die Par­ty mor­gens um zwei (Ort­szeit) im Gay Club “Pulse” in Orlan­do (Flori­da) den Höhep­unkt erre­icht, betritt ein bewaffneter Mann den Club, schiesst um sich und nimmt Geiseln. Die Betreiber des Clubs alarmieren via Face­book und schreiben: “Ver­lasst Pulse und ren­nt”.

Drei Stun­den später greift eine Spezialein­heit der Polizei ein, bei einem Schuss­wech­sel wird der Täter getötet — der zuvor 49 Men­schen umbrachte und 53 ver­let­zte. Die Opfer­zahl dürfte noch steigen. Später spricht die Polizei von ein­er “mass casu­al­ty sit­u­a­tion”, iden­ti­fiziert den Täter als 29-Jähri­gen US-Bürg­er mit afghanis­ch­er Abstam­mung und spricht von einen “Ter­ro­rakt”. In Orlan­do wird der Aus­nah­mezu­s­tand ver­hängt und die Bevölkerung zur Blut­spende (Schwule sind übri­gens — wie in der Schweiz — auch in Flori­da von der Blut­spende aus­geschlossen) aufge­fordert.

In der Zwis­chen­zeit lässt die Jihadis­ten­miliz ver­laut­en, dass der Täter ein “Krieger des IS” gewe­sen sei. Allerd­ings haben die Ermit­tler noch keine Belege für eine Kom­mu­nika­tion zwis­chen Täter und IS. Das Motiv ist also noch immer unklar — nach Ein­schätzung des FBI war der 29-Jährige ein Einzeltäter, der von islamistis­chen Ter­ro­ror­gan­i­sa­tio­nen inspiri­ert war.

Hassverbrechen an LGBT

“Ohne den Hin­ter­grund dieser schreck­lichen Tat zu ken­nen, muss auf­grund der bewussten Wahl eines Gay Clubs lei­der auch ein homo- und trans­pho­bes Has­sver­brechen ver­mutet wer­den”, stellt Bas­t­ian Bau­mann, Geschäft­sleit­er von Pink Cross ein­er Medi­en­mit­teilung fest. “Has­sver­brechen an LGBT tre­f­fen auch immer ihre Fam­i­lien und Ver­wandten, ihre Fre­undin­nen und Fre­unde — sie gehen uns also alle etwas an”.

2016-06-13 18.43.06

Traurige Mahnwache vor der US-Botschaft in Bern

Knapp 50 Per­so­n­en trafen sich heute Abend — in Bei­sein der Botschaf­terin Suzi LeVine — vor der US-Botschaft um den Opfern und Ver­let­zen sowie deren Ange­höri­gen und Fre­un­den zu gedenken. Die Anwe­senden legten Blu­men nieder, zün­de­ten Kerzen an und tru­gen sich in einem Kon­dolenzbuch ein. Noch am Sam­stag hat Botschaf­terin LeVine eine flam­mende Rede für die Ehe für alle gehal­ten, heute rief sie in ein­er kurzen, emo­tionalen Ansprache zur Sol­i­dar­ität mit den Opfern und Ange­höri­gen auf.

In Zürich fand gle­ichzeit­ig ein Trauer­gottes­di­enst in der Predi­gerkirche statt. Das Ban­ner, das am Sam­stag den Prideumzug der Zurich Pride anführte, diente nun als riesige Kon­dolenzbotschaft.

Und eben­falls gle­ichzeit­ig woll­ten Islam und Felix vor der amerikanis­chen Botschaft in Moskau eine Kerze anzün­den und ein Plakat mit der Auf­schrift “Love wins” anbrin­gen. Die Moskauer Polizei erk­lärte die kleine per­sön­liche Mah­nwache für ille­gal und ver­haftet die bei­den Jungs.

Zeigen wir uns weiterhin selbstsicher

Die Les­benor­gan­i­sa­tion Schweiz LOS weist in ein­er Medi­en­mit­teilung auf die Bedeu­tung und Wichtigkeit von Demon­stra­tion — beispiel­sweis im Rah­men der Zurich Pride vom Woch­enende — hin. Es ist und bleibt wichtig, dass wir uns weit­er­hin in unser­er ganzen Vielfalt zeigen, für Akzep­tanz kämpfen und uns nicht ein­schüchtern lassen, damit auch genau diese Vielfalt sich endlich mit einem fes­ten Platz in der Gesellschaft etabliert.